Archiv von Carex, Meisterin der Wiesenvölker.

Wer im Grasland lebt, sollte seine Bewohner verstehen. Carex ist nicht nur Anführerin und Hüterin der Grünen Schatten, sondern kennt sich auch meisterlich mit den Lebewesen der Graswelt, ihren Stärken, Schwächen und ihrem Verhalten im Lauf der Saaten aus.

  • Weinbergschnecke (Helix pomatia)

    Die Weinbergschnecke ist die größte Landschnecke des Graslands und so weit nördlich sehr selten, wie Carex bemerkt. Sie ist standorttreu und kommt in Gebüschen und lichten Wäldern vor. Sie kann ein Alter von mehr als acht Jahren erreichen und sehr gut klettern. Dabei hilft der Schnecke ihr Schleim, der das senkrechte Hochkriechen an Wänden ermöglicht. Außerdem schützt er vor Verletzungen sowie Austrocknung.

    Das Tier besitzt an den Enden der beiden langen, oberen Fühler je ein Auge. Mit den unteren Fühlern tastet und schmeckt es. Hören kann die Schnecke nicht. Sie ernährt sich von weichen, welken Pflanzenteilen und Algen.

    Den Winter verbringen die Weinbergschnecken in einer Kältestarre. Bei starker Trockenheit im Sommer können Weinbergschnecken auch einen Trockenschlaf halten.

  • Europäische Honigbiene (Apis mellifera)

    Die wilden Honigbienen des Graslands leben in hohlen Bäumen, sogenannten „Bienenbäumen“. Sie bilden große Völker, die Bienenstaaten, die ihr Maximum zur Sommersonnenwende mit 40.000 bis 60.000 Tieren erreichen.

    Die Gemeinschaft der Bienen wird „Bien“ genannt. Der Bien ist ein Superorganismus, der Fähigkeiten besitzt, die die einzelne Biene nicht beherrscht. Obwohl Bienen als Insekten wechselwarme Tiere sind, können sie als Gemeinschaft die Gruppe wie ein warmblütiges Tier dauerhaft halten, indem sie durch gemeinsames Flügelschlagen die Wärme im Bienenstock regulieren.

    Es gibt drei Typen von Bienen: die Königin als Mutter des Bienenvolks und einziges geschlechtsreifes Weibchen, das die Eier legt, die kleineren Arbeiterinnen und die männlichen Drohnen. Die Abbildung zeigt links eine männliche Drohne, rechts eine Arbeiterin.

  • Gemeiner Regenwurm, Tauwurm (Lumbricus terrestris)

    Der Gemeine Regenwurm, auch als Tauwurm bekannt, ist mit bis zu 35 Zentimeter Körperlänge die größte und am weitesten verbreitete Regenwurmart des Graslands. Er wächst Zeit seines Lebens weiter, indem er weitere Segmente an seinem Hinterende bildet.

    Nach ungefähr einem Jahr wird der Gemeine Regenwurm geschlechtsreif. Dann ist vom zweiten bis achten Mond ein heller gefärbter und verdickter Gürtel in seinem vorderen Körperdrittel erkennbar. Die Jungtiere schlüpfen nach spätestens einem Jahr aus den Kokons.

    Regenwürmer leben in den Wiesen des Graslands und durchwühlen den Boden intensiv, in dem sie bis zu drei Meter tiefe Gänge graben. Sie ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen, die sie in ihre Wohnröhren ziehen und dort verdauen. Der Kot wird als Häufchen an der Oberfläche abgesetzt. Als besonders lockere und humusreiche Erde nutzen ihn die Grasleute bei der Ausbringung der jährlichen Saat als Dünger.

  • Gemeiner Maikäfer, Feldmaikäfer (Melolontha melolontha)

    Feldmaikäfer gibt es im gesamten Grasland. Anders als Waldmaikäfer bevorzugen sie offene Lebensräume. Ihre Larven, die Engerlinge, leben eingegraben in der Erde und ernähren sich am liebsten von den Wurzeln von Löwenzahn, Wiesenschwingel, Ampfer und Schafgarben. Sie sind weißlich-gelb gefärbt, tragen drei kräftige Beinpaare und besitzen kräftige, gut sichtbare Beißwerkzeuge.

    Nach vier Jahren haben die Engerlinge ihre Entwicklung zum Maikäfer vollendet und graben sich im vierten und fünften Mond aus dem Boden. Sie fressen dann am liebsten Eichen- und Buchenblätter. Ihr Flug erfolgt fast ausschließlich in der Abenddämmerung.

    Die Paarung, die mehrere Stunden dauern kann, erfolgt auf den Futterbäumen. Die Männchen sterben danach, die Weibchen legen zuerst noch ihre Eier ab. Dazu graben sie sich in weichen Grund bis 25 Zentimeter tief ein. Aus ihren zwei Gelegen schlüpfen nach vier bis sechs Wochen die Engerlinge. Diese kriechen auf der Suche nach Wurzeln durch den Boden. Im Winter graben sich die Larven tiefer in das Erdreich, um Frösten zu entgehen.

  • Rote Waldameise (Formica rufa)

    Das Volk der Roten Waldameise lebt im Laubwald im Südosten des Graslands. Am Waldrand und auf Lichtungen baut sie aus Zweigen und Blättern ihre Hügel, die von bis zu zwei Millionen Ameisen bevölkert werden. Sie dienen den Tieren als Vorratsspeicher sowie als Brutstätten für ihre Larven und können drei Meter groß sein.

    Die Rote Waldameise zeichnet sich durch ihre kräftigen Mundwerkzeuge aus. Damit beißt sie ihren Feind und spritzt Säure in die Wunde. Auf der Suche nach Nahrung entfernen sich die Roten Waldameisen nie weiter als fünfzig Meter vom Bau. Dabei folgen sie Ameisenstraßen, die von ihnen mit Pheromonen markiert werden. Außerdem verfügen die Tiere über einen Magnetsinn. Sie ernähren sich von Insekten, Larven, Spinnentieren, Aas, Honigtau der Blattläuse sowie Saft von Bäumen und Früchten.

    Im Ameisenstaat gibt es eine ausgeprägte Arbeitsteilung. Man findet unterschiedliche Formen von Ameisen, die an ihre jeweiligen Aufgaben angepasst sind, die sogenannten Kasten. Dazu gehören die Arbeiterinnen, die Soldatinnen, die geflügelten Männchen sowie eine oder mehrere Königinnen, die bis zu 20 Jahre alt werden können.

  • Erdkröte (Bufo bufo)

    Erdkröten sind im Grasland nicht selten und für ihre wunderschönen, goldenen Augen berühmt. Den Tag verbringen sie versteckt unter Steinen, Laub oder toten Zweigen. Nachts gehen sie auf die Jagd und erbeuten Würmer, Schnecken und verschiedene Insekten. Reglose Tiere werden von den Kröten dabei nicht wahrgenommen.

    Im Frühjahr, meist im dritten Mond, verlassen die Erdkröten des Graslands geschlossen ihre Winterquartiere und wandern zu den Tümpeln im Südosten der Großen Ebene, die sie als Laichgewässer nutzen. Nach der Paarung setzen sie dort ihre Eier in Form von Schnüren ab, die sie unter Wasser um Äste und Wasserpflanzen wickeln. Aus dem Laich entwickeln sich nach mehreren Tagen die Kaulquappen. Nach etwa zweieinhalb bis drei Monden verwandeln sich die Kaulquappen zu Jungkröten und gehen oft in großen Mengen gleichzeitig ans Ufer.

    Die Hautdrüsen der Erdkröte produzieren zur Abwehr von Feinden ein giftiges Sekret. Es steigert den Blutdruck und lähmt die Bewegungen. Krötengifte sind die am längsten bekannten Tiergifte und wurden schon im Altertum als Heilmittel verwendet.

    Die Abbildung zeigt von links nach rechts: Erdkröte (Bufo bufo), Wechselkröte (Bufo virides) und Kreuzkröte (Bufo calamita).