Archiv von Poales, Meisterin der Heilung.

»Die Dosis macht das Gift«, lehrt Poales ihre Tochter Mibora. Als Meisterin der Heilung ist sie für das leibliche Wohl der Grasleute verantwortlich. Sie kennt alle Kräuter auf der Großen Ebene und weiß um deren Wirkung.

  • Giersch (Aegopodium podagraria)

    »Das ist Giersch, besonders häufig an und in Laubwäldern anzutreffen. Wuchert wie Unkraut. Aus einem Wurzelstock können ganze Kolonien sprießen. Du erkennst ihn am dreieckigen Stiel und den doppelt dreizähligen oder zweifach gefiederten Blättern. Du darfst Giersch auf keinen Fall mit Geflecktem Schierling verwechseln. Der ist hochgiftig! Deswegen ist es so wichtig, dass du dir die Blattform und den dreieckigen Stiel genau einprägst. Außerdem hat Schierling einen intensiven Geruch, den du nicht mehr vergisst.« Auf diese Merkmale weist Poales Mibora hin.

    Giersch wird seit Jahrhunderten in der Volksmedizin zur Linderung der Schmerzen bei Rheumatismus und Gicht (Podagra) verwendet. Er soll auch gegen Rheuma und Arthritis, krampflösend, entgiftend und blutreinigend wirken. Zudem ist er ein wohlschmeckendes Wildgemüse. Roh erinnert Giersch an Petersilie gemischt mit Mango, gekocht an Spinat.

  • Wiesensalbei (Salvia pratensis)

    »Wiesensalbei ist in etwa so groß wie Schafgarbe, etwas kleiner als Giersch. Die Blüten sind leuchtend blau, die Stängel vierkantig mit grundständigen Blättern. Die Blütezeit reicht vom fünften bis zum achten Mond. Die Pflanze kann mehrere Jahre alt werden und wird besonders gern von Hummeln besucht, die ihren Nektar zu schätzen wissen. Er liebt Sonne und Wärme und ist in unseren Breiten nur vereinzelt anzutreffen, auf Wiesen und an Wegesrändern.«

    So erklärt Poales, Meisterin der Heilung, ihrer Tochter Mibora, wie sie Wiesensalbei findet und woran sie ihn erkennt. Der Pflanze werden im Grasland eine Vielzahl an Heilwirkungen zugeschrieben: sie wirkt blutstillend, schweiß- und entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend und anregend. Tee aus Wiesensalbei wird auch gerne zur Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Zudem stärkt Salbei die Lungenfunktion. Darüber hinaus findet er Verwendung bei der Befragung des Orakels.

  • Gemeine Quecke (Elymus repens)

    »Die Quecke ist eine wichtige Heilpflanze und heilig für uns. Fachkundig angewendet, reinigt sie die Nieren und beugt Entzündungen vor. Du sollst sie ab jetzt immer am Körper tragen. So gehen ihre Kraft und Biegsamkeit in dich über.«

    Mit diesen Worten fasst Poales kurz und knapp für ihre Tochter zusammen, welche immense Bedeutung die Quecke für die Grasleute allgemein und für die Schwesternschaft der Grünen Schatten im Besonderen hat. Sie lässt Mibora Queckentriebe schneiden und flechtet einen Gürtel für sie daraus, wie ihn alle Schatten tragen.

  • Gemeine Schafgarbe, Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium)

    Bereits seit Jahrtausenden wird Schafgarbe als Arzneipflanze eingesetzt. Stängel, Blätter und Blüten werden zur Herstellung von Aufgüssen genutzt, die antibakteriell, zusammenziehend, krampflösend und gallenflussanregend wirken. Die äußerliche, antibakterielle Anwendung erfolgt bei Entzündungen und Wunden. Innerlich benutzt man Schafgarbe bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden sowie bei Blasen-, Nierenerkrankungen und Menstruationsbeschwerden.

    Schafgarben sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die eine Wuchshöhe von sieben bis 100 Zentimetern erreichen. Der dünne und waagerechte Wurzelstock bildet bis zu 50 Zentimeter lange unter- oder oberirdische Ausläufer. Die kurze Blütezeit reicht vom fünften bis sechsten Mond.

  • Wiesen-Sauerampfer, Sauerlump (Rumex acetosa)

    Sauerampfer ist im Grasland weit verbreitet. Er kann 30 bis 100 Zentimeter hoch werden und blüht rötlich vom fünften bis achten Mond. Seine Samen können mehrere Jahre im Boden überleben, das macht die Pflanze widerstandsfähig und kann zu einer massenhaften Ausbreitung führen. Über die freuen sich die Raupen einiger Nachtfalterarten, die sich von den Blättern ernähren.

    Die Grasleute verwenden Sauerampfer als Wildgemüse und Heilpflanze. Er enthält sehr viel Vitamin C und kann gekocht oder roh gegessen werden. Allerdings macht auch hier die Dosis das Gift: zu reichlicher Genuss kann besonders bei Kindern zu einer Oxalatvergiftung sowie zur Entstehung von Nieren- und Blasensteinen führen.

    Bereits die Ahnen wussten um die Heilwirkung des Sauerampfers: er kann zur Senkung von Fieber, als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden sowie Skorbut eingenommen werden.